Mittwoch, 7. Dezember 2022

2ter Akt "Wieder zurück"

 - „Da sind Sie ja endlich..!“ (ausgelaugt)
 
- „Oh, bitte kein Selbstmitleid. Schließlich haben Sie sich diese Situation selbst eingebrockt..!“
 
- „Sie meinen, ich bin Schuld an Ihrem Bedürfnis sich zwei Unendlichkeiten lang,- ich meine weit, also wie auch immer- von mir zu entfernen?“
 
- „Nein, ich meine, dass Sie sich diese Situation, von der ich selbst ein Teil bin, ja schließlich ausgedacht haben.“
 
- „Da bin ich mir gar nicht mehr so sicher.“ (gedehnt) „Wissen Sie, ich hatte viel Zeit um nachzudenken..“
 
- „Nun ich auch..“

- „und, also, vielleicht war es gar nicht so, dass Sie erst durch meinen Wunsch entstanden sind. Denn dazu erscheinen Sie mir viel zu real..“

- „Sie machen Witze!“
 
- „Wieso?“
 
- „Nichts...“
 
- „Also - ...und, daß Sie sich ganz im Gegenteil mich gewünscht haben, komplett mit meinen vermeintlich realen Erfahrungen, Erkenntnissen, und der Einbildung autonom zu sein.“
 
- „Sie glauben, das man, wenn man eingebildet ist, nicht autonom sein kann, sondern wiederum nur in der eigenen Einbildung?“
 
- „Das ist mächtig kompliziert, was Sie da sagen, mich irritiert vor allem die Doppeldeutigkeit des Begriffes Einbildung..“
 
- „Die ja schließlich irgendwoher kommen muß..“

- „Jedenfalls kann ich Ihnen nicht mehr folgen.“ (resigniert, dann plötzlich freudig) „Hey, wie wär ́s, wenn ich Ihnen wieder von meinen Erkenntnissen erzähle?“

- „Nur zu“ (gequält) „Ich platze geradezu vor Neugierde..“
 
- (Wartet. Dann..)„Nein! So wird das nichts!“
 
- „Wie?“
 
- „Ich meine, halten Sie mich für doof?“
 
- „..“

- „..Glauben Sie ich spür` das nicht, dass Sie nicht glauben von mir auch nur die kleinste Weisheit zu hören zu bekommen?“

- „Holla, jetzt mal nicht übertreiben.“

- „Aber, wissen Sie was? Genau mit diesem Grundwesen habe ich Sie absichtlich ausgestattet, damit Ihre Reaktionen auf meine Ausführungen meine Theorien stützen. Sie schießen mit Ihrer Ignoranz sozusagen ein Eigentor! So!“ (verschränkt die Arme vor der Brust und schaut selbstgefällig und siegessicher grinsend mit trotzig erhobenem Kinn)

HvvH`02/02/09

1ter Akt: "Immerhin ein Anfang"

 - „Warum dieses Interview?“

- (gereizt) „Warum fragen Sie das? Das fragt kein Interviewer!.. Sie meinen weil ich noch nicht, nicht einmal ansatzweise, berühmt bin?“

- „Genau.“

- „ (hm..) Nun , was macht das für einen Unterschied? Glauben Sie, nur berühmte Leute hätten etwas Interessantes zu erzählen? Glauben Sie, die hätten mehr Erfahrungen, klügere Gedankenwelten, und weisere Einsichten in das Leben?“

- „Nun,..“ (lacht leicht herablassend) „..nicht unbedingt, aber immerhin haben Sie etwas erreicht im Leben, also müssen Sie sich in irgendwas von den Nichterfolgreichen unterscheiden, und dieses irgendwas ist es, was uns Interviewer interessiert. Das könnten wir dann sozusagen als Erfolgsrezept an die Massen weitergeben, zumindest erhoffen sich das wohl viele Leser...“

- (runzelt die Stirn) „Aber ist das nicht ein bisschen einseitig? Ich meine, wenn immer nur die Meinungen erfolgreicher Menschen verbreitet werden, was ist dann mit den Einsichten, die man durch Misserfolg, durch Versagen auf der ganzen Linie, gewinnt? Was ist mit der dann so hart erworbenen Fähigkeit seine Liebe zu den Menschen (vor allen den so sehr beneideten supererfolgreichen), sein Vertrauen in das Schicksal (das einem so hart zusetzt), und die Hoffnung auf Besserung (die vielleicht niemals eintreten wird) nicht zu verlieren?“

- (denkt nach) „Diesen Erfahrungswert haben viele berühmte Menschen auch. Viele haben Jahre der Krise durchstehen müssen, entweder vor ihrem Durchbruch, kurz danach oder später, wenn der Erfolg nicht dauerhaft angehalten, oder gerade weil er es hat. Manche starten bereits ihr drittes“ (grinst) „Come-“

- (unterbricht den Interviewer) „..wissen Sie was? Mir gefällt Ihre altkluge Art nicht, Sie dominieren das Gespräch! Es soll in diesem Interview doch um das gehen, was ich denke, nicht um das, was Sie glauben zu wissen...Vergessen Sie nicht, Sie sind nur eingebildet, und dienen mir dazu meine Gedanken in Ruhe und völlig maßlos an die Welt loszuwerden.“

- (seufzend) „Nun gut,- also, warum dieses Interview?“
 
- „Weil ich etwas zu sagen habe.“
 
- „Und was?“

- „Das ist schwer zu erklären. Dazu bräuchte ich ein sehr langes Gespräch, eins, das in keine Zeitschrift mehr passen, sondern eher ein ganzes Buch füllen würde... (der Leser ahnt Schlimmes) Früher hätte ich wohl den Leuten auf dem Marktplatz gepredigt, aber das ist heute nicht mehr ganz ungefährlich. Ich weiß wovon ich spreche.“

- „Wollen Sie damit sagen, das Sie sich für eine Prophetin halten?“
 
- „Prophetin? Habe ich das gesagt?“ (lächelt verschämt) „Das ist ein wenig altertümlich, finden Sie nicht? Früher..(natürlich nach meiner Kindheit) habe ich immer wieder daran gezweifelt, ob es Gott, Engel, Geister, das Schicksal und den ganze Kram gibt. Heute, nachdem ich einige Erfahrungen reicher bin (...in dieser Hinsicht bin ich echt richtig vermögend...)“ (denkt kurz nach),...Oh Gott, ich bin doch erfolgreich!!!“ (Ringt mit den Händen mit Blick ganz nach oben) „..würde ich eher sagen: Im Zweifel für den Angeklagten... Das wird in deutschen Gerichten so gehalten (hat mir meine Mutter mal erzählt, die als junge Frau Jura studiert, aber dann die eigene Fortpflanzung dem Magister vorgezogen hat).
 
- „ Was soll dieser alberne Vergleich?..“
 
- „ Nichts, Sie sollen mich nur interviewen! Machen Sie es am besten so, wie in einem psychoanalytischen Gespräch, aber bitte mit ein paar tiefgreifenden, ernsthaft interessierten Fragen zwischendurch, und tun Sie auf keinen Fall verständiger und weiser als Sie sind!“
 
- „Versprochen.“

- „Danke, ach ja, und bitte keine Empathie! Meine Dose quillt vor gequälter Zuwendung sozusagen schon über..“

- (schmunzelt) „..ihre Dose...“
 
- „Ja, genau!“ (grinst ebenfalls)

- (schlägt die Hände auf den Schoß) „Wissen Sie was? Ich brauch  ́ne Pause! Kann ich mir eine rauchen, oder besitze ich in Ihrer Einbildung keine Zigaretten?“ (grinst gelangweilt)

- (ironisch und übertrieben gedehnt) „Sie werden in Ihrer Tasche finden, was immer Sie sich wünschen...“

- (reserviert) „Danke, Zigaretten genügen..“
 
- „Dazu muss ich nur noch wissen, welche Marke Sie rauchen.“
 
- (leise und verächtlich) „Die auf der steht: Rauchen kann tödlich sein.“

- (lacht zustimmend) „Nun, das ist das Leben in jedem Fall...Also, wo bleiben Ihre Zigaretten?“

- „Hier sind Sie ja.., oh Wunder! Haben Sie was dagegen, wenn ich alleine rauche?“

- „Wie stellen Sie sich das vor? Sie existieren in meiner Einbildung, wie soll ich mir einbilden, dass Sie da und trotzdem weg sind?“

- „Haben Sie sich einen Raum für unser Gespräch vorgestellt?“

- (Wirkt trotzig) „Nein, ich fand ́s eigentlich ganz schön, so schwerelos, das ist wie in meiner ältesten Kindheitserinnerung, einem Weltall ohne St –„

- (unterbricht) „Hallo(!)“ (winkt mit der Hand vor ihrem Gesicht überdeutlich hin und her) „was ist mit meiner P-a-u-s-e?“

- (grinsend) „Warum so bedürftig? Ich habe mir in meiner Phantasie überhaupt keine Bedürfnisse für Sie vorgestellt“

- „Das ist nett.“

- (rätselt) „Wie kommt es, dass Sie Bedürfnisse haben, die ich gar nicht für Sie vorgesehen habe?“

- (knurrt) „Vielleicht werde ich durch die „Kraft Ihrer Gedanken“ ja realer als Ihnen lieb ist?“ (starrt stumpfsinnig vor sich hin) „Genug des Unsinns! Ich hätte gerne einen eigenen Balkon, auf dem ich mir in Ruhe eine rauchen kann.“
 
- „Nun, gut.“ (trotzig) „Dann kriegen Sie jetzt in meiner ältesten Kindheitsvorstellung, dem Weltall ohne S t e r n e (auf das ich später noch zurückkommen werde..)“ (lächelt verschmitzt) „ganz am äußersten Rand, einen Balkon für Sie ganz allein. (denkt nach) Ich weiß zwar nicht, was Sie sich erhoffen von dort aus sehen zu können, aber ich weiß, dass es für mich zwei Unendlichkeiten dauern wird, eine hin, eine zurück, bis Sie zurückkommen werden, falls Sie überhaupt zurückkommen. Ich kann nichts daran ändern. (romantisch) Ich finde, das Weltall ohne Sterne ist der perfekte Raum für ein Interview, und da passt ein Balkon halt nur an den Rand..“ „..(?)“ (Schaut zweifelnd, dann hilflos) „Na , ja, viel Spaß dann auf dem Weg..“
 
- (gelassen) „Werd ich haben. Übrigens hat die Unendlichkeit kein Ende..“

- „Ich weiß, aber das kann ich mir mit meinem Gehirn nicht vorstellen... Werden Sie nachdenken über das, was ich erzählt habe?“

- „Da muß schon etwas mehr von Ihnen kommen..“ (geht ab)
 
- (denkt nach, ruft dann hinterher) „Ich rauch mir dann hier solange..“ (hält inne, senkt den Blick) „ein paar..“

- (Schweigen)

HvvH`06/11/08

2ter Akt "Wieder zurück"

 - „Da sind Sie ja endlich..!“ (ausgelaugt)   - „Oh, bitte kein Selbstmitleid. Schließlich haben Sie sich diese Situation selbst eingebrockt...